Heute gibt es einen Eintrag zum Buchstaben „L“ wie „Literatenkaffeehäuser“

Titelbild von By Foto: Wienwiki / Johann Werfring, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=32327922, vielen Dank für das Bild.

Peter Altenberg in seinem Stammcafé, dessen Adresse er benutzte
Anonymous – (Original text: http://www.zeno.org/Literatur/I/altenpor.jpg)Also available at Imagno archives at image #00115597, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11936404, Vielen Dank!

Kaffeehäuser findet man weltweit verbreitet, aber in Wien sind sie doch besonders. Berühmte Literaten, wie Franz Grillparzer, Arthur Schnitzler, Karl Kraus, Gina Kaus, Hermann Bahr, Peter Altenberg, Theodor Herzl, Elias Canetti, Joseph Roth, Robert Musil, um nur einige zu nennen, haben in bestimmten Kaffeehäusern ein verlängertes Wohnzimmer und Inspiration für ihre Werke gefunden.

Das Griensteidl
By Reinhold Völkel – Stadtchronik Wien, Verlag Christian Brandstädter p. 360, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=710238, Danke für das Bild!

Allen voran muss man das 1847 gegründete Café Griensteidl am Michaelerplatz nennen. Schon die Adresse konnte sich sehen lassen, lag es doch bis 2017 direkt gegenüber der Hofburg. So hat Kaiser Franz Joseph den Eingang beobachten können, wenn er aus dem Fenster gesehen hat. Im Kaffeehaus war es immer angenehm warm, was man sich für die privaten, oft engen Räumlichkeiten oft nicht leisten konnte und auf Wunsch bekam man immer Bleistift und Papier gereicht, wenn einen die Muse küsste. Man konnte sich durch alle Bände des Großen Brockhaus arbeiten und in einer der zahlreichen Tageszeitungen blättern. Man musste Vorsicht walten lassen, da der Zahlkellner des Griensteild ein Spitzel Metternichs war. Lange hatte man keine Ahnung, aber sobald der Chef den Kellner Georg enttarnte, verlor er seinen Job. Das war also das legendäre Café Größenwahn.

Cafe Central By Photo: Andreas Praefcke – Photographed by User:AndreasPraefcke., CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=386193

Auch das Café Central in der Herrengasse war beliebt, Peter Altenberg hat dort heute noch seine Statue, immerhin hat er die Adresse seines Stammcafés als Hauptwohnsitz angegeben. Ein weiteres Literatenkaffeehaus war das Café Herrenhof – in einer der beiden Institutionen fand man den gesuchten Dichter mit Sicherheit. Tragische Anekdote: Der Autor Krzyzanowski Otto wurde von Freunden tagelang im jeweils anderen Café vermutet – tatsächlich lag er tot in seiner Wohnung. Legendär war jedenfalls der Ober Hermann im Herrenhof: bei ihm konnte man weit mehr als eine Melange oder einen Einspänner (siehe Eintrag Kaffee) bestellen. Er hat tatsächlich eine Farbpalette mit zwanzig Kaffee-Schattierungen von milchig braun bis rabenschwarz bei sich und war ehrgeizig genug, dem Gast den genauen Farbton zu servieren. Wie man die gewünschte Nuance bestellt hat? Mit einer Nummer an der Seite der Farbtafel…

Der arme Schlucker (siehe Anekdote zum Lainzer Tiergarten)
By Unknown author – ursprünglich Gemälde, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=82915267

Zahlreiche Anekdoten spielen in den Cafés und schicksalshafte Begegnungen lassen sich nachweisen. Eine möchte ich zum Abschluss mit Ihnen teilen: Karl Farkas war in den 1920ern einer der jüngeren Stammgäste im Café Central. Er erinnert sich: Gerade die jungen Künstler hatten oft kein Geld. So kamen sie gleich nach dem Mittagessen – konsumierten Leitungswasser und Zeitschriften um dann gegen halb 4 nachmittags zum Ober zu sagen: “Reservieren Sie mir bitte meinen Sessel, ich geh nur schnell nach Hause einen Kaffee trinken.”

In diesem Sinne: Finden Sie Inspiration in eines der Wiener Traditionskaffeehäusern.

Eure Sandra

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