…gab es schon im 14. Jahrhundert, zB Scheich Abu Abdallah Mohammed bin Abdallah bin Mohammed bin Ibrahim al-Lawati. Oder: Kennen Sie Muhammed Ibn Battuta?

Wahrscheinlich gibt es niemanden, der schon im 14. Jahrhundert so weit gereist ist wie er. Unglaubliche 120.000 km ist er quer durch die Welt unterwegs. 29 Jahre wird er reisend verbringen – auf Kamelen, in Kutschen, an Bord von Schiffen, zu Fuß.

Ibn Battuta stammte aus einer Familie Rechtsgelehrter und Richter und wuchs in Tanger, Marokko, auf.

1325 macht er sich als 21-jähriger auf den Weg nach Mekka. Die Hadsch soll jeder Muslim einmal in seinem Leben absolvieren. Stolze zehn Monate ist er bis nach Ägypten unterwegs, lässt Algerien, Tunesien und Libyen hinter sich. Dort prophezeit ihm ein Mystiker, der einen seiner Träume deutet, dass er noch weit reisen werde.

Und recht wird er behalten!

Ibn Battuta möchte übers rote Meer, kriegerische Auseinandersetzungen machen ihm aber einen Strich durch die Rechnung. So ändert er die Route und zieht durch den Sinai und Palästina. In Hebron gedenkt er an den Gräbern Abraham, Isaak und Jakob. Alle drei monotheistischen Weltreligionen verehren sie. Er betet in der größten Moschee der Welt, im Felsendom und sieht den Ölberg. Er lernt Akra, Beirut, Tripoli und Aleppo kennen – und jetzt erst ist seine Neugier richtig geweckt.

Anfang des 14. Jahrhunderts können Muslime beinahe durch die ganze Welt reisen. Das Islamische Reich dehnt sich von Spanien bis Indonesien, von Sansibar bis in die zentralasiatische Steppe aus. Das christliche Westeuropa bleibt Ibn Battuta allerdings verborgen.

Ibn Battuta war eine interessante Persönlichkeit: abgeschlossenes Jurastudium, Politiker und Diplomat, Entdecker und Mystiker. Seine Reisen finanziert er durch den Lohn von einflussreichen Leuten, die gern seine Dienste in Anspruch nehmen.

Er bereist den Irak und Persien und segelt an der Ostküste Afrikas entlang bis nach Tansania. Er sucht einen Landweg über Anatolien und die endlosen asiatischen Steppen nach Indien. Um nicht zu verdursten zerhackt er das Eis der Wolga. Er trägt zwei Hosen und drei Pelzmäntel, um nicht zu erfrieren. Weiters zieht er «wollene Stiefel und darüber ein Paar Stiefel mit gesteppten Leinen und darüber wiederum ein Paar Stiefel aus Pferdeleder mit einem Futter aus Bärenfell» an. Kein Wunder, dass er nicht mehr selbständig auf sein Pferd steigen kann!

1332 beschließt er sich eine Stelle am Hof des muslimischen Herrschers von Delhi zu suchen. Dabei kommt er durch das christliche Konstantinopel und reist die Seidenstraße entlang. Er lernt den Mongolenherrscher Öz Beg Khan kennen und quert die weißen Gipfel des Hindukusch. 1333 kommt er nach Indien.

So begeistert dürfte er von seinem neuen Arbeitgeber nicht gewesen sein: von einer Mission nach Südindien kehrt er nicht mehr nach Delhi zurück. Seine Reise führt ihn nach Sri Lanka, entlang der Küsten Südostasiens bis nach China. Auf den Malediven wird er Richter, heiratet sechs Frauen und lässt sich von ihnen allen wieder scheiden. Schließlich braucht er drei Jahre um zurückzukommen. Tragischerweise wütet die Pest, auch seine Eltern fallen ihr zum Opfer. Vielleicht deswegen hält es ihn nicht lange zu Hause. Er geht nach Granada, um Gibraltar gegen die Christen zu verteidigen.

1352 schließt er sich einer Karawane an und durchquert die Sahara auf dem Kamel. Er kommt bis Mali, fährt auf dem Niger Richtung Sudan und wähnt sich fälschlicherweise auf dem Nil.

An die 50 Länder hat Ibn Battuta besucht, er hat beinahe drei Mal so viele Kilometer zurückgelegt wie Marco Polo. Zu Hause diktiert er die Erlebnisse auf seinen Reisen in arabischer Sprache. Auch wenn sie in der westlichen Welt bis ins 19. Jahrhundert unbekannt bleiben, sind die Berichte eine wichtige Quelle für die mittelalterliche Welt.

1369 stirbt Ibn Battuta in seiner Heimatstadt Tanger und wird der westlichen Welt lange verborgen bleiben! Ein unerschrockener Weltreisender im 14. Jahrhundert!

Zuerst macht Reisen sprachlos, aber dann wird man zum Geschichtenerzähler!

Falls Sie auf den Geschmack gekommen sind, ich habe drei Buchcover im Text eingefügt – zum Weiterlesen! Viel Spaß auf Eurer eigenen Reise!

Eure Sandra

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