Heute gibt es einen Eintrag zum Buchstaben „F“ wie „Falco“.

Titelbild By Kungfuman – own picture, scanned, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3416730 Danke für das Bild!

Der einzige österreichische Künstler, der es bisher an die Spitze der US-Charts schaffte – und zwar mit dem Hit Rock me Amadeus –damit darf er sich heute noch rühmen. Hans Hölzel, der mit seinem Künstlernamen Falco auch eine Marke kreiierte, hat sich mit seiner Musik unsterblich gemacht und ist zum Mythos geworden. Angesichts des von ihm gewählten Namens haben die Menschen gerätselt: Meint er den Raubvogel? Oder hat es was mit Peter Falk zu tun, dem populären „Inspector Columbo“? Immerhin hat Falco den Song „Der Kommissar geht um“ gesungen. Oder ist es eine Anspielung auf die Zigarettenmarke Falk? Hat man alles behauptet. Stimmt alles nicht.

Falco ist ein Zufallstreffer. Am 1. Jänner 1978 hat sich Johann Hölzel in Berlin die Fernsehübertragung vom Neujahrsspringen angeschaut. Dabei hat ihn der deutsche Skispringer Falko Weißpflog dermaßen fasziniert, dass sich der Musiker gedacht hat: Das ist es, das ist der Name. Nur das „k“ hat er gegen das internationaler wirkende „c“ ausgetauscht. Und wie der eine auf Skiern durch die Luft geflogen ist, so ist der andere auf seinen Rhytmen durch das Musikgeschäft geflogen – und im Endeffekt wie auch die Skispringer tief gefallen.

Falco hat man oft missverstanden und falsch eingeordnet. Er galt als früher Rap-Star bzw. ein Vertreter der Neuen Deutschen Welle. Dabei war er ein genialer Eklektizist mit genialen, oft doppeldeutigen, durchwegs eigenen, Texten irgendwo zwischen Hip Hop, Postpunk und Funk angesiedelt. Er behielt sich ein gewisses Wiener Lokalkolorit und war doch international salonfähig.

Geboren wurde er am 19. Februar 1957 im 5. Wiener Gemeindebezirk als einzig überlebendes Drillingskind mit 54 cm Körpergröße und fast 5 kg Gewicht. Sein Vater Alois hat die Familie schon bald verlassen, dementsprechend eng war seine Bindung zu Mutter und Großmutter. Schon als Kleinkind trällerte er Lieder, die er im Radio gehört hat, mit 4 Jahren klimperte er schon auf dem Klavier und bald hatte er seinen ersten Plattenspieler, wo er am liebsten Elvis Presley, die Beatles und Cliff Richard hörte. Sein ausgezeichnetes Gehör wurde mit 5 Jahren bei einem Vorspielen an der Musikakademie bestätigt. Mit 16 hat er die Schule verlassen und dann auf Wunsch eine Stelle bei der Pensionsversicherungsanstalt angenommen. In dieser Zeit hat er seine erste Band Umspannwerk gegründet. Er lernte Bass zu spielen und spielte in Wien mit so ziemlich jedem Künstler, der sich in der Szene engagiert. Er war als Jazz-Bassist in Berlin und, zurück in Wien, spielte er in der Hallucination Company und bei Drahdiwaberl. Stefan Weber gab ihm die Chance einer Solonummer, die er mit Ganz Wien auch lieferte. Den Stil sollte Falco seine ganze Karriere beibehalten. Schon seine erste LP Einzelhaft, die in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Robert Ponger entstand, und die ausgekoppelte Single Der Kommissar sorgte nicht nur europaweit für Aufsehen. Insgesamt hat sie sich etwa 7 Millionen Mal verkauft und Falco erhielt sogar eine Goldene Schallplatte dafür. Seine zweite Platte Junge Römer war weit weniger erfolgreich und so suchte er nach neuen Partnern. Die holländischen Brüder Bolland & Bolland schrieben ihm dann den Hit Rock me Amadeus, den er anfangs gar nicht singen wollte. Der Rest ist Musikgeschichte. Während alle seinen Erfolg in den US-Charts feierten, gab er sich deprimiert “das kann ich nie wieder toppen”. Sein Privatleben war auch turbulent. Mit Isabella Vitkovic lernte er seine spätere Ehefrau kennen. Als sie sich kennenlernten, lebte sie in Scheidung. 1986 wurde seine Tochter Katharina Bianca geboren. Trotz ständiger Höhen und Tiefen in der Beziehung, die zum Teil seinem Lebenswandel geschuldet waren, heiratete das Paar 1988. Die Ehe hielt allerdings nur ein knappes Jahr.

Auch seine 3. Platte Falco 3 war noch ein großer Erfolg. Weitere Hits wie Jeannie oder Vienna Calling folgten, dann ging es aber bergab. Der Erfolgsdruck machte ihm zu schaffen, sein Image wurde ihm zunehmend zur Last und Alkohol und Drogen taten das Übrige. Den letzten Rest gab ihm ein Vaterschaftstest, der bewies, dass er nicht der Vater seiner geliebten Tochter war. (Katharina Bianca zweifelt bis heute am Ergebnis des Tests, da Falco sich zeit seines Lebens rührend um sie kümmerte). Ende der 1980er wurde es still um den genialen Künstler. Anfang der 90er versuchte er ein Comeback. Seine nächsten Platten wie Data de Groove und Nachtflug konnten erfolgstechnisch nicht mit den vorangegangenen Publikationen mithalten. Mit der Single Mutter der Mann mit dem Koks ist da versuchte er sich im Techno-Stil – es war seine letzte zu Lebzeiten erschienene Single (1995). So texten muss man erst mal können – das ist Wiener Schmäh mit Übertreibungen, einer großen Portion Ironie und häufigen Doppelbedeutungen. „Oh, Mutter, der Mann mit dem Koks ist da./Ja, mein Junge, das weiß ich ja./ Ich hab kein Geld und du hast kein Geld./ Wer hat den Mann mit dem Koks bestellt?“ singt Falco in seiner Nummer. Wohlgemerkt war er ein Jahrgang, der sich noch gut daran erinnern konnte, dass der Kohlenhändler die Fuhre Koks geliefert hat, mit der man im Winter die Öfen geheizt hat. Und Falco hat sich auch erinnern können, dass Koks empfindlich teurer wurde, je später das Jahr war. In langen Wintern hat so manch einer gefroren, weil der Brennstoff knapp wurde und nicht mehr genug Geld da war.

Aber dann kippt das Ganze und plötzlich kann man den Koks auch als Kokain lesen und die Kohle wird zu Geld: „Das schwarze Gold ist weiß geworden/ Man nehme eine einfache Rezeptur/ Und aus Koks wird wieder Kohle/ Wärme, Behaglichkeit, Energie/ Mutter, oh Mutter, der Mann mit dem Koks ist da.“

Falco hatte Drogenprobleme, er hat sie nicht geleugnet. Vielleicht wurde ihm zum Verhängnis, dass er Schnee und Schmäh durcheinandergeworfen hat. „Den Schnee, auf dem wir alle talwärts fahren,/ kennt heute jedes Kind“ rappte Falco. Schnee – auch hier haben wir wieder zwei Deutungsmöglichkeiten.

1996 verlegte er seinen Wohnsitz in die Dominikanische Republik. Er wollte an einem neuen Album arbeiten. In einem Interview meint er dazu: “Die Frage ist nicht: Was mache ich hier? Die Frage ist: Was lasse ich in der Zeit, in der ich da bin, zu Hause für einen Blödsinn aus?” Die Beziehung mit dem kanadischen Fotomodell Caroline Perron hält nicht, dabei hatte er gar über eine zweite Ehe mit ihr nachgedacht. Als er am 6. Februar 1998 unter bis heute nicht letztlich geklärten Umständen bei einem Autounfall verstarb, war er jedenfalls schon nicht mehr der große Stern am Pophimmel. Posthum erscheint das Album Out of the dark, ebenso Verdammt wir leben noch. Eine Textzeile in der Chartsnummer Out of the dark “Muss ich denn sterben, um zu leben?” gibt Anlass für wilde Spekulationen bis zu Selbstmord. Da die Nummer aber schon Jahre vor seinem Tod entstanden ist und der Text nicht von ihm stammt, kann man diese Theorien aber wahrscheinlich ins Reich der Legenden verweisen.

Jedenfalls hat Falco gezeigt, wie man es mit einer Mischung aus Arroganz und Wiener Schmäh bis ganz nach oben schaffen kann. Die Falcogasse und die Falcostiege sind ihm gewidmet. Sein Ehrengrab befindet sich in Gruppe 40 des Wiener Zentralfriedhofs. 2008 kam der Film Falco – Verdammt wir leben noch in die österreichischen Kinos. 2009 erschien das Album The Spirit never dies das in Deutschland mit der Goldenen Schallplatte ausgezeichnet wurde. 2017 gabs eine Doppel-CD und zu seinem 65. Geburtstag sendete der ORF den Thriller Jeannie – Das 5. Mädchen und auch Dokumentationen über den Falken. Damit kann man wohl sagen, dass er selbst 20 Jahre nach seinem Tod nicht gestorben ist. Der Mythos Falco lebt!

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