Heute ein sehr gruseliger Eintrag zum Buchstaben E wie Erzsébet…oder die Blutgräfin, die auch in Wien ein Domizil gehabt hat.

Die Blutgräfin (Public Domain)

Erzsébet Báthory-Nádasdy oder die Blutgräfin

«Aus dem furchtbaren Knochenberg

Ragt ein totes Mädchen hervor

Und zeigt drei Wunden

Auf ihrer jungen Stirn.

Ihr starres Blicken

Erzeugt tödliche Qualen,

Ihr Todesstöhnen

Grollt im Unendlichen.»

Gedicht von János Garay «Báthori Erzsébet» (1839)

Um Frau Elisabeth Bátory-Nádasdy ranken sich schaurige Mythen – oder ist es doch die Wahrheit?

Die Blutgräfin, so ihr schauerlicher Spitzname, hat angeblich mehr als 600 junge Mädchen grausam gefoltert und ermordet um in ihrem jungfräulichen Blut zu baden. Das sollte ihr ihre eigene Jugend bewahren. Viele der Mädchen starben in einer angeblich eigens für sie gefertigten Eisernen Jungfrau, mithilfe derer sie das Blut aus den noch lebenden Opfern bekam, welches dann über eine Rinne direkt in die Badewanne geflossen sein soll. Sie soll ihre Opfer mit Eisenzangen gefoltert, in kochendem Wasser gebadet, ja einige der Mädchen gar zu Wurst verarbeitet und gegessen haben. Woher kamen all die mutmaßlichen Opfer? Viele der Mädchen stammten aus armen Bauersfamilien, die mit einer fixen Anstellung bei gutem Geld gelockt worden sein sollen. Später soll sie auch für bürgerlichen Mädchen nicht halt gemacht haben. Niemand hat Verdacht geschöpft, da man die Mädchen in guten Händen wähnte. Anfangs soll sie die Leichen im Keller vergrabe, später gar im Stadtgraben entsorgt haben – dort haben dann streunende Hunde und andere Wildtiere den Rest besorgt. Mit der Zeit sollen die Leichen zu zahlreich geworden sein und die Bevölkerung wurde misstrauisch. Die rätselhaft ausgebluteten Leichen konnten nur von Vampiren so zugerichtet worden sein, dachte man und so hat Elisabeth weiter morden können.

Die Gräfin, geboren 1560, war eine der reichsten adeligen Frauen Ungarns. Sie war außerdem die Nichte des Königs von Polen Stephan Báthory. Man weiß kaum etwas über ihr Leben und wer sie wirklich war – das lässt natürlich viel Raum für Legenden. So soll sie etwa schon im jungen Alter von 20 Jahren einem Lakaien, der ihrer Meinung nach zu viel redete, den Mund zugenäht haben…

Fest steht, dass sie im Alter von 11 Jahren mit Franz Nádasdy verlobt, mit 14 Jahren verheiratet wurde. Als Mitgift erhielt sie die Burg Čachtice in der heutigen Slowakei (damals Teil des Königreichs Ungarn). Franz Nádasdy bekam den Spitznamen “Schwarzer Ritter”, vielleicht aufgrund seiner harten und gnadenlosen Kämpfe gegen die Osmanen. Sie hatten mehrere Kinder, die nicht alle das Erwachsenenalter erreichten. Im Jahr 1604 ist er verstorben und Erzsébet nahm die Stellung des Familienoberhauptes ein – entgegen der damaligen Gepflogenheiten. Sie beerbte nicht nur ihren Mann, sondern auch ihren kinderlos gebliebenen Bruder. Sie soll das Erbe sehr erfolgreich verwaltet und sogar den Habsburgern Kredite gewährt haben. Als eines Tages ein Schwiegersohn mit seinen Jagdhunden auf der Burg weilte, entstand erstmals der Verdacht, dass auf der Burg grausame Dinge geschahen, als die Hunde menschliche Knochen ausgruben. Dies zog dann ab 1610 offizielle Untersuchungen nach sich.

Burg Čachtice, Public Domain

Eine derart selbständige Frau mit obendrein einem großen Besitz war natürlich nicht allseits beliebt. Angeblich war ihr Vermögen inklusive der zahlreichen Immobilien, u.a. ein Stadtpalais gegenüber der Augustinerkirche in Wien, größer als das des ungarischen Königs. Hier sehen Historiker einen möglichen Grund für eine politische Intrige. Die bei ihr hochverschuldeten Habsburger hätten auch Grund zum Komplott gehabt. Allerdings existieren Prozessakten, die die Gräfin als triebgesteuerte Sadistin darstellen, die in ihrer Besessenheit keine Grenzen kannte. Diese Prozessunterlagen dienten in den folgenden Jahrhunderten zahlreichen Autoren, die die Wahrheit natürlich ausschmückten – so ist es heute schwierig Fakten und Fiktion voneinander zu trennen. Auch die Prozessakten selbst sind natürlich mit Vorsicht zu genießen, war es doch in dieser Zeit gang und gäbe Geständnisse unter Folter zu erpressen.

Als sicher gilt, dass die Gräfin nach dem Ende des Prozesses ohne Urteil auf ihrer Burg eingekerkert wurde, wo sie 1614 verstarb. Es war halt doch nicht so einfach eine Adlige loszuwerden. Ihre leiblichen Überreste sollen angeblich auf Burg Lockenhaus in einen Brunnen geworfen worden sein.

Vor allem im 19. Jahrhundert gab es eine Reihe an Publikationen, die auf Elisabeth Báthory-Nádasdy zurückgriffen. So zB in einer Ballade des Johann N. Vogl “Die Burgfrau zu Cseitha”:

Was schallt im tiefen Keller zu Cseitha in der Nacht

Für herzzerreissend Schreien, wenn Niemand droben wacht?

Was tönt für kläglich Wimmern alldort bei kargem Schein

Hinein durch all die Gänge ans taube Felsgestein?

Der Keller dort im Schlosse verhüllt ein blutges Graun

da ist der Schrecken größter allnächtlich zu erschaun,

dort steht ein Eisenkessel gefügt gar fest und gut

der wird zur Nacht gefüllet mit warmem Jungfernblut.

Drin badet sich die Schlossfrau auf ihres Zwergen Rat,

die Jugend fest zu halten, die dem Verblühen naht,

dort wäscht die welken Glieder das tigerhafte Weib

und taucht ins Blut der Opfer den sündenvollen Leib.

Es sind mehrere Filme auf Grundlage dieser Legenden gedreht worden, unter anderem 2009 “Die Gräfin”, der auf der Berlinale 2009 erstmals gezeigt wurde. Auch in zahlreichen Liedern, auf Bildern, ja sogar in Computerspielen hat man sie verewigt.

Ruine Čachtice, Public Domain

Und ja, was tatsächlich wahr ist und was ins Reich der Legenden gehört, das werden wir wohl nie erfahren…

Sandra Blum

PS an alle, die meinen Blog abonniert haben: Bitte verzeihen Sie die Benachrichtigung, die Sie kürzlich ein zweites Mal erhalten haben – das ist mir im Zuge der Umstellung auf die neue Webseite passiert, jetzt passen die Einstellungen aber. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

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